FRAKTALE MEDIZIN

Unser bisheriges naturwissenschaftliches Weltbild entwickelte sich seit dem 16. und 17. Jh. und wurde in seinen Grundzügen wesentlich von den Erkenntnissen Newtons, Keplers, Descartes´ und Galileis geprägt. Die Gleichungen und Theorien, die - basierend auf diesen Erkenntnissen - den Umlauf der Planeten, das Aufsteigen von Wasser in einer Röhre, die Flugbahn eines Balles oder die Struktur des genetischen Codes beschreiben, enthalten eine Regelmäßigkeit und Ordnung wie die Zuverlässigkeit eines Uhrwerks. Dies ist die Welt des Reduktionismus.

Dieses historische Paradigma ist noch heute fest in unseren Köpfen verankert. Es besagt, dass wir die Entwicklung eines zu beobachtenden Objektes völlig exakt und genau berechnen können, wenn wir dieses Objekt in seine Einzelteile zerlegen. Die exakte Beobachtung eines Systems sollte dazu dienen, die Entwicklung des Systems genau vorhersagen zu können. Ein Eckpfeiler dieses Denkens waren unter anderem die Newton`schen Axiome. Dabei wurde u. a. postuliert, dass bei Kenntnis der Impulse und der Massen zweier Objekte die Entwicklung und gegenseitige Einflussnahme dieser Objekte genau berechnet werden kann. Diesem Denken wurde bereits Ende des 19. Jh. durch Poincaré ein schwerer Schlag versetzt. Er machte anderes, als in diese Gleichungen ein drittes Objekt einzuführen. Dabei zeigte sich, dass die Ergebnisse dieser Gleichungen nicht mehr stimmten.

Im Wesentlichen ist der Reduktionismus die Natursicht eines Uhrmachers. Man glaubt - und das bis heute - dass auch die komplexesten Systeme aus atomaren und subatomaren Entsprechungen von Federn, Zahnrädern und Hebeln bestehen, die die Natur auf unendlich vielfältige, geniale Weise kombiniert. Spätestens seit Einstein und Heisenberg aber wissen wir, dass die physikalischen Gesetze und Formeln, die im 18. und 19. Jahrhundert entwickelt wurden, nur für die makroskopische Welt Gültigkeit haben und hier auch wiederum nur, wenn abgeschlossene Systeme betrachtet werden, was heißt, dass keinerlei Umwelteinflüsse vorhanden sein dürfen.

Paradigmenwechsel in der Naturwissenschaft

Heute zeigt sich, dass diese Gesetze für die belebte Natur nur untergeordnete Bedeutung haben. Die Axiome dieser traditionellen Naturwissenschaft haben ihre absolute Gültigkeit - vor allem bei der Betrachtung natürlicher Vorgänge - aus zwei Gründen verloren:

1. All die aufgestellten Postulate und Gesetze beziehen sich auf ein abgeschlossenes System. Die einzelnen zu berechnenden und zu messenden Vorgänge - auch interaktive Vorgänge und Entwicklungen zweier Objekte - wurden völlig isoliert von den Umgebungsbedingungen betrachtet. Nur dies ermöglichte es überhaupt, exakte Messungen durchführen zu können. Biologische Vorgänge und Entwicklungen können jedoch schon aufgrund ihrer Wesenheit nie und nimmer isoliert betrachtet werden  (siehe unten).

2. Die Quantenphysik zeigt uns, dass sich die Dinge im atomaren und subatomaren Bereich völlig anders verhalten, als wir es aus der makroskopischen Betrachtung von Objekten kennen. Im subatomaren Bereich lösen sich die Festkörper der mechanischen Physik in wellenartige Wahrscheinlichkeiten auf.